Freitag, 27. März 2009

die iguassu faelle à la française

ich bin auf der insel. auf ilha grande. auf der karte einen katzensprung von rio entfernt, in brasilianische zeitwaehrung umgerechnet aber fast eine ganze tagesreise.
am vormittag abgefahren, bei dunkelheit angekommen. schnell auf hostelsuche, keine zeit verlieren, denn mit mir sind noch 100 andere auf dem schiff gewesen, die jetzt das gleiche wollen wie ich. ich sehnte mich jetzt nach dem was ich die ganze zeit gemieden hatte und nicht ausstehen konnte: dunkle mehrbettzimmer ohne natuerliches licht. jetzt wollte ich nur so ein zimmer und ein bett. nichts mehr. am liebsten zwei tage und naechte durchschlafen und dann die reise fortsetzen. denn mehr als fuenf bis sechs stunden schlaf lagen in den schwuelen und lauten rio-naechten zwei wochen lang nicht drin.

die erste unterkunft sah eher nach einem restaurant- provisorium mit plastik- gartenmoebeln aus. unschoen, aber dunkel und ruhig. ich konnte ausschlafen.
bei den zwei darauffolgenden naechten hatte ich die wahl zwischen einem ventilator direkt ueber meinem kopf oder einem unteren etagenbett, das mich jedes der 50 grad celsius zimmertemperatur haette viel erdrueckender spueren lassen. die wahl fiel schnell auf den traktor- laerm ueber dem kopf. und wurde so schnell auch wieder bereut, als ich mir beim morgentlichen strecken den halben arm in den metallfluegeln verfing...


die freude und das grinsen werden mir noch vergehen...







leider hatte ich abgesehen vom (eingebildeten) erholungsfaktor auf der insel mit dem rest ein bisschen pech gehabt. das erste mal seit ich auf reisen bin hatte ich zwei tage hintereinander regenwetter. da koennen die romantischsten straende, fuer die die insel bekannt ist, noch so schoen sein- bei dickstem nebel sah alles gleich grau und kalt aus.
ich habe es aber nicht versaeumt, mir dennoch zwei ausfluege aufschwaetzen zu lassen, die erstens (so wie ich es mir von rio gewohnt bin) ueberteuert waren und zweitens ins sprichwoertliche wasser fielen.

drei naechte und drei kilo glacé spaeter (wetterfrust etwa..?) stand ich wieder in rio, um dort den bus nach foz do iguaçu zu nehmen. mein erster 24 stunden bustrip. zu den iguassu- faellen.


keine schwarz-weiss- aufnahme. so sieht "pech haben" auf ilha grande aus.




der ganze aufenthalt begann und endete als eine studienreise ueber das verhalten zweier 30- jaehriger je suis si beau- franzmaenner. ein heidenspass fuer mich am anfang, der nach drei tagen aber in einer mehr oder weniger nervigen angelegenheit endete.

ich brockte mir die ganze begegnung selbst ein, als ich einen von ihnen am busbahnhof fragte, ob er auf meinen rucksack aufpassen koennte, solange ich mir was zum trinken hole. mais bien sûr! das war der beginn unserer kurzen freundschaft. die naechsten 22 stunden waren ruhig (und vor allem lang). ich glaubte mich in abgesicherter gesellschaft mit einem brasilianer und peruaner, die vor mir sassen und wie zwei schulmaedchen auf klassenfahrt die ganze zeit lang kicherten und tuschelten. ein nettes paerchen. ich hatte zwei freundinnen gefunden. aber nix da! ab der 23. stunde setzte sich der eine franzose neben mich auf den inzwischen frei gewordenen sitz und begann sein generve mit einem kompliment natuerlich- wie es sich fuer einen gentilhomme français gehoert. ich weiss, dass ich schoene haende habe, mais maintenant dégage, s'il te plaît! stattdessen schuettete er meinen mueden kopf mit fragen und selbstinformation zu.

beim aussteigen hatte ich mein anderes paerchen aus den augen verloren und stand dann da mit den zwei huebschen.
40 minuten spaeter waren wir schon im hostel. alles gut gegangen. dann ploetzlich doch noch eifer. denn als kultivierter franzose will man nichts verpassen und deshalb gleich zu den faellen aufbrechen. ein hin und her. ich warte. bin muede, stehe aber schon bereit. warte. frage nach, ob heute noch was draus wird. man braeuchte nur noch einen augenblick... ok.
200 augenblicke spaeter. man hat sich entschlossen, doch alles auf morgen zu verschieben, car on est trop fatigué et on veut prendre des belles photos et cetera blabla... und das licht sei morgen sowieso besser dafuer geeignet.
bon alors! mir soll´s recht sein.
morgen also, on va se lever très tôt, denn man will um 8.30 spaetestens aufbrechen. man wuerde mich wecken. mir auch recht!
der naechste tag. ich stehe puenktlich da. ohne weckservice. warte. es ist 11.00 uhr. halb so schlimm, ich konnte zwei ein halb stunden herumdoesen. mein lieblingszeitvertreib.


hier blickt man auf die argentin- ische plattform (ueber dem wasserfall in der bildmitte).




am mittag waren wir endlich dort. es folgten fuenf stunden iguassu-faelle auf der brasilianischen seite. auf franzoesisch gesagt: fuenf stunden lang posen, sich fotografieren lassen, laufen, sich unwiderstehlich finden, posen, laufen, frauen anmachen- (oh pardon! die franzosen haben es nicht noetig frauen anzumachen. sie werden angemacht), 'c'est genial' saeufzen, jede ameise- bevor man sie zertrampelt- und jeden abfalleimer in hoechst kuenstlerisch franzoesischer haltung fotografieren. und sich selbst natuerlich nicht vergessen.
n'oubliez jamais: die welt dreht sich um den franzosen und nicht umgekehrt!

aufnahme von der brasilianischen seite.
















ich weiss gar nicht, was wir dort so lange gemacht haben, denn die brasilianische seite hat eine einzige grosse plattform neben der sich zwei faelle ergiessen und der rest des parks besteht mehr oder weniger aus einem leichten wanderweg mit panoramasicht. alles in allem ein schoener spazierausflug, aber nichts, was mich gerade umgehauen hat.
ich bin gespannt auf die argentinische seite, von der alle sagen, dass sie viel spektakulaerer sei.


noch mehr wasser... und faelle...










aber jetzt zuerst zu abend essen. ich hab hunger. und lust auf einen saftigen burger. quoi!? tu veux prendre un burger? oh, oh! so eine kostveraechterin! ça ne va pas, alors! so was kann ich in europa essen, aber doch nicht hier! meine zwei poupées françaises wollen sehen, was die haute cuisine brésilienne zu bieten hat. bloss wo? das hostel ist nicht im zentrum, rundum gibt's viel rien du tout. finalement, on a eu une dégustation de la haute cuisine de la cantine.
uebrigens- ich liess mir meinen burger-appetit nach dem dîner auch nicht nehmen!

die brasi- lianische plattform.











den rest des abends verbrachte ich damit, mich mit den girls anzufreunden, die sich nicht so schnell von den galanten anmachversuchen der gentilhommes beeindrucken liessen.
ok! es war nur ein einziges maedchen, die diesen weitblick besass und diese einfaeltigkeit erkannte. traurig, aber wahr!
ich hatte somit aber meine erste verbuendete. eine belgierin.
spaet abends, die zwei feinen um kein noch so dumpfes vorurteil hervorzugraben verlegen, stichelten naiv, aber alles im subtilen, moechte-gern-provozieren-und-dabei-schleimig-wie-eine-nacktschnecke-bleiben- stil.
und dazu jedesmal aufs neue bemueht, einen noch draufzusetzen, wenn sie mit so viel indiskreter schlagfertigkeit und ehrlichkeit von unserer seite kommend nicht zurecht kamen.
erklaert, weshalb sie sich fuer den naechsten tag neue beste freundinnen suchten, denen sie die einzig wahre art du vivre, être et du blabla vorleben konnten.sie hatten sich alle muehe gegeben der frauenwelt zu demonstrieren, was ein echter François, pardon, Français ist. aber die zeiten der gepuderten gesichter und peruecken des louis 14 sind seit drei jahrhunderten passé, c'est vrai? ou pas? si? je ne sais plus..! die franzoesischen maenner scheinen sich immernoch in der rolle eines musketiers zu glauben, der den hofdamen das blaue vom himmel runterpurzeln und sie mit seinen verschwenderischen ausdruecken und philosophien zuschuetten muss, bis sie ihm wegen seiner (un)natuerlichkeit und intelligenz erliegen.
wie traumatisiert muessen diese franzosen doch alle sein? les pobres! wieso sagt ihnen niemand, dass diese epoche vorbei ist!?

ich warte auf die naechste franzoesische revolution!!


auf boots- touren laesst sich alles aus der andren perspektive bestaunen.














oh-là-là, da bin ich doch ein wenig vom weg abgekommen.
also: die argentinische iguassu- seite ist mit weit mehr plattformen, bruecken, spazierwegen und vor allem faellen ausgestattet als es die brasilianische ist. man ist diesen wassermassen teilweise ziemlich nah, aber sie scheinen mir kleiner, als ich es erwartet hatte. und nach zwei tagen hatte ich mich auch sattgesehen an so viel plaetscherndem nass.















alles in allem waren die iguassu- faelle einen besuch wert, aber ich bin kein grosser fan geworden. ich hatte mir alles immenser und dramatischer vorgestellt. es war schoen und interessant, jedoch hat das gewisse etwas gefehlt.
mein schlusswort: bitte die franzosen- analyse nicht zu ernst nehmen... merci!

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