Samstag, 20. Juni 2009

todo sobre mi política

ohne weitere zwischenfaelle komme ich in cuenca an.
ich bleibe drei naechte- seit langem wieder in einem hotel mit privatzimmer und eigenem bad. schlaf ist das einzige, was ich nach diesem "trip" brauche. kein fremdes schnarchen oder schwatzen am fruehen morgen- ein wahrer luxus!
die erste nacht pure erholung, die zweite und dritte schlaflos. die tiefgarage des hotels befindet sich im hof, gleich unter meinem fenster. die autos fahren im minutentakt rein und raus, die motoren springen selten beim ertsen mal an, die tueren werden so laut wie moeglich zugeschlagen, die alarmanlagen der wagen noch kurz getestet, ein hoellenlaerm, die abgase steigen alle durch das undichte fenster rauf in mein zimmer, der fernseher in der lobby laeuft die ganze nacht lang auf maximaler lautstaerke, die frauen stoeckeln auf den marmortreppen rauf und runter. das ist wie ein fluch! ich wuenscht, ich waer in einem hostelzimmer von einem dutzend schnarchern umgeben!

nichts desto trotz, cuenca ist wenigstens tagsueber erholsam.
ich schau den ganzen tag lang den fleissigen schuhputzern auf den plazas zu, schlage mir in den leckeren confiserien den magen voll mit torte und eis, lausche dem galopp der pferde auf dem pflasterstein hinterher und streiche stundenlang auf den malerischen strassen herum und staune ueber diese pastellfarbigen kolonialhaeuser. die stadt ist wie strahlender sonnenschein. absolut herzig und herzlich! ecuador koennte nicht besser anfangen.

ich nehme einen bus nach guayaquil (noch nie gehoert..? ist mit weit mehr als zwei millionen einwohnern die mit abstand groesste stadt im lande) um dort den flug zu den galapagos- inseln zu nehmen.
am bahnhof werden zuerst alle passagiere von polizisten untersucht, bevor sie einsteigen duerfen. mich ueberspringt man- eine touristin wird wohl keine waffen mit sich tragen und die insassen ueberfallen wollen. eine stunde spaeter wird der bus mitten auf der strasse von der polizei angehalten, schon wieder kontrolle. alle fahrgaeste winken ab, man sei schon untersucht worden. so viel polizeipraesenz auf einer busfahrt erschreckt mehr als es beruhigen sollte!
wir bleiben von raubueberfaellen verschont. aber was sich da sonst waehrend einer vierstuendigen fahrt anbietet, kann man getrost als nervenraubend bezeichenen.
da steht ein mann geschlagene ein ein halb stunden lang im gang des busses und predigt- den laermpegel des gefaehrts und die maximale lautstaerke meines i-pod's uebertreffend- den untergang coca cola's an, um alle schliesslich zur einsicht zu bringen, dass sie an vitaminmangel leiden und frueher oder spaeter deshalb an krebs erkranken wuerden.
um dem vorzubeugen, kaufen ein paar voellig beknackte tatsaechlich seine pillen haufenweise, bis die letzte von ihnen enttaeuscht ihr geld wieder in die geldboerse steckt, denn das "sechs zum preis von fuenf- angebot" war innert sekunden ausverkauft. coca cola sei dank!
ich frag mich einzig, was der gute mann zuvor eingenommen haben muss, um 90 minuten lang in diesem auseinander fallendem haufen blech stehen zu koennen. kein mensch kann zwei schritte machen, ohne spaetestens dann den kopf anzuschlagen oder einzuknicken!
er steigt aus und macht den weg frei fuer alle andern wander- verkaeufer, die im fuenf minuten- takt ein- und aussteigen, von wc- papier ueber lederwaren bis hin zu ganzen lunchmenues alles moegliche verkaufen. was soll's! dem papagei in der kartonschachtel neben mir gefaellt's, sein frauchen hat ein paar anti- krebs pillen und er kriegt ein bisschen warmes huenchenfleisch zum mittag...


guayaquil. ich bin begeistert. hier ist nach 20 uhr nicht schon alles strassenleben stillgelegt. es ist sehr geschaeftig, sehr schwuel, aus jedem laden laeuft laute latino- musik. das ist eine mehr als willkommene abwechslung fuer mich, denn in den anden- staedten hiess es nach sonnenuntergang dicke kleider anziehen und sich ins hostel oder in ein café verkriechen, denn dann griff meistens die grosse kaelte um sich. diese hafenstadt hat ein paar schoene ecken, sieht teilweise sehr modern aus und macht einen sauberen eindruck, hat aber ansonsten nichts spezielles an sich, was hier erwaehnenswert waere.

suedliches flair am aequator: guayaquil.


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es ist das offizielle jahr des charles darwin, des grossen baertigen forschers, den ich nur von schwarz-weiss fotos aus den geschichts- und biologie- buechern kenne. den grossen teil seiner evolutionstheorie hat er auf beobachtungen der flora- und faunawelt der galapagos inseln zurueck gefuerhrt.

mich hatte das als schuelerin sehr fasziniert, aber ich haette nie gedacht, dass ich tatsaechlich waehrend dieser reise noch hierhin kommen wuerde. nicht primaer weil's fuer backpacker eine sehr kostspielige angelegenheit ist, sondern weil ich auch enttaeuschendes darueber gehoert hatte.
ich lass mich doch noch drauf ein- in der hoffnung und ueberzeugung nicht enttaeuscht werden zu koennen. ich freue mich all die exotischen, bunten tiere in ihrer unberuehrten natur zu erleben, ich will das sehen, was in den schulbuechern gedruckt steht.

das archipel besteht aus rund 14 groesseren (davon nur 5 bewohnt) und ca. 100 kleinen bis winzigen inseln.



zuerst das darwin- besucherzentrum; ich erwarte spannendes und kriege nur schildkroeten und amerikanische touristen zu sehen. ich finde diese panzertiere aeusserst abstossend und haesslich und jetzt, da sie um meine beine herum kriechen bin ich gewillt ihnen noch feindlicher in die augen zu schauen. schildkroeten und grosse, fette leguane (nein, nicht die amerikanischen touristen!), da muss es doch aesthetischere tiere hier geben!

arbeiten auf dem archipel: einer der knapp 20000 insulaner in seinem schneider/schusterhaeuschen.

am darauffolgenden tag sitze ich in einem boot zu einer dieser archipel- inseln. ich hatte mir vorgestellt scharen und kolonien von hunderten und tausenden von blau- und rotfuss-boobies oder männlichen prachtfregattvögeln sehen zu koennen (die dann am besten noch so vorbildlich trainiert sind, dass sie für touristen wie mich auf befehl ihre schönen, roten kehlsäcke aufblasen und für ein foto posieren). stattdessen war's eher ein muehsames jagen und spaehen nach einzelnen, weit entfernt in den felsen versteckten voegeln und zwergpinguinen.

ich bin keine tierforscherin, die dankbar ist fuer jedes von der existenz bedrohte voegelchen, das sie zu sehen bekommt. ich bin auch keine botanikerin, ich verstehe die einzigartigkeit der noch so seltenen gelben blueten eines gruenes strauches nicht zu schaetzen. ich bin laie, ich brauch in dieser hinsicht banale massenware und das heisst in diesem sinne massen von gleichaussehenden seeloewen, pinguinen, pelikanen! bestenfalls so perfekt gleichaussehend, als ob sie alle geklont waeren. das suchen nach der nadel im heuhaufen ist nicht mein ding!

versteckis und fangis mit den blaufuss- boobies. aber nur soweit das objektiv reicht...




die karawane zieht...











abhaken und vergessen! neuer tag, neues glueck. der zweite ausflug klingt vielversprechender. aber es kommt nie dazu... ich warte vergebens vor dem hotel abgeholt zu werden und mache mich nach 20 minuten auf den weg zum reisebuero. abgesagt! ich bin rasend vor wut, es ist mein letzter tag, ich kann den ausflug nicht nachholen!

krebse und seeloewen...

















mit gesenktem kopf und hitzigem gemuet eile ich zum naechsten buero um vielleicht doch noch einen ersatzausflug zu buchen. und dann laufe ich fadengerade in einen riesigen kaktus! frontal, mit vollem koerpereinsatz! ich merke erst gar nicht, was geschehen ist, kratze an der stirn, bemerke etwas rauhes in den fingerspitzen und sehe nadeln drin stecken. neben mir ein ganzer kaktusarm, den ich beim zusammenprall abgerissen haben muss. aus der stirn faengt es zu bluten an, ich zupf mit den von nadeln uebersaehten fingern die nadeln aus der stirn, dem fuss und der kopfhaut.

die frau in der agentur kann sich das lachen nicht verdruecken. mir zieht's die haut am halben koerper zusammen, es brennt. ich will weinen, muss aber ueber mich selber lachen.
wenigstens kann sie mir noch einen halbtages- ausflug anbieten.
ich kriege aber nicht mehr zu sehen als am gestrigen tage... was fuer eine enttaeuschung!

drei tage galapagos kann ich auf keine fall empfehlen. wenn's jemand mir nachmachen will, der muss sich mindestens eine woche dafuer zeit nehmen- am besten eine kreuzfahrt buchen. klingt nach senioren- ferien, ist aber garantiert das sinnvollste, wenn man all das sehen will, was mir vergoennt war. hab ich mir von allen sagen lassen, die es so- und somit viel schlauer als ich- gemacht haben.
so bleibt mir leider nichts als die ernuechternde einsicht, dass sich die darwin- theorien in den geschichtsbuechern faszinierender lesen, als sie es sich visuell erleben lassen koennen.

ich geh zurueck ins hotel, nehme eine dusche und stelle fest, dass mein halber ruecken wie eine kaktuswueste aussieht. da hab ich endlich meine kolonie, nach der ich tagelang vergeblich gesucht hatte...!


meine allerletzte anden- stadt auf dieser reise ist quito, die hauptstadt ecuadors. auf 2850 metern ueber meer gelegen- ein mal mehr ein ort, wo's sehr frueh kalt und dunkel wird. tagsueber kann man sich aber in der gluehenden hitze die unzaehligen gigantischen kathedralen anschauen. im vergleich zu anderen suedamerikanischen staedten erscheint mir die altstadt viel groesser, das gold an den waenden der gotteshaeuser zeugt noch eindruecklicher von der brutalen bluetezeit der ausbeutungen der katholischen kirche.

es ist alles gold, was glaenzt!
















die innenraeume der camapañia sind in 23- karaetigem gold gebadet, die kirche preist und ruehmt sich in diesem schoenen aber fragwuerdigen glanz, die touristen zahlen fuer so viele oh mein gott!- momente gerne. dieses geschaeft floriert immer noch.

kirchen, kathedralen, kloester, kuppel, kapellen. quito!

kehrt man quito's geistlichen und geschichtlichen attraktionen mal den rücken gibt's nicht mehr viel spannendes oder interessantes zu sehen. ein ausgeh- und einkaufsviertel sind zwar vorhanden, haben aber neben der beton- modernen erscheinung leider kein quaentchen suedamerikanischen charme. die hohen preise und die tiefen abendlichen temperaturen werfen auch nicht unbedingt ein wärmeres licht auf "neu quito".

im nachhinein haett ich mir gewuenscht ein bis zwei wochen mehr zeit fuer ganz ecuador gehabt zu haben. ich hatte es schlicht versaeumt mir zeit fuer die gruene, gebirgige und karge
weite dieses landes einzuplanen, von der mir jetzt so viele backpacker schwaermen.












k


(womoeglich) frisches und...

... (definitiv) nicht mehr so frisches...
















und als ob mich dieses versaeumnis nicht schon genug schmerzen wuerde, konnte ich drei tage vor dem weiterflug aus quito die kreditkarte nicht mehr benutzen. und weil ich mir schoen naiv einredete, dass das eine voruebergehende panne der ecuadorianischen geldautomaten sein muesste, shoppte ich unbekuemmert mit dem verbliebenen cash, bis mir der ernst der lage eindaemmerte. so kam es dann schnell, dass mein bares nicht mal mehr fuer die letzte uebernachtung ausreichte und ich somit die halbe nacht im aufenthaltsraum des hostels verbringen musste. egal, 's gibt schlimmeres im leben, dacht ich mir..
der flug nach bogota war sowieso in aller frueh, also bestellte ich das taxi gegen ein uhr nach mitternacht. mein lieber fahrer zockte mich dann auch schoen um fast das doppelte ab- bei aller gegenwehr, die ich erbracht! weil ich aber wahrscheinlich noch nie so viel vertrauen in ein taxi wie hier in dieser stadt, zu dieser trostlosen zeit haben musste, beschloss ich, die klappe zu halten und meinem taxista schoen brav fuer seine dienstbereitschaft zu danken.
meine knappe rechnung geht nicht auf- ich muss mich jetzt schon auf das peinliche abschnorren von ein paar dollar einstellen, die ich fuer die flughafengebuehr aufbringen muss.
genervt und gestresst erfahr ich in der eingangshalle, dass ich noch ueber drei stunden warten muss, bis die schalter um 4.30 uhr aufmachen. wozu hat mir die nette dame, die mir das flugticket verkauft hatte, unmissverstaendlich befohlen bzw. laechelnd gedroht, unbedingt drei stunden vor abflug dort zu sein, ansonsten wuerde man mich abweisen...??!

es ist alles bald vorbei. ich mach's mir auf vier stuehlen unbequem, versuch einfach nur einzuschlummern und die letzten stunden zu vergessen.

incognito unterwegs. der vielleicht beruehmteste ecuadorianer der welt: der panamahut
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keine 30 minuten spaeter weckt mich die putzmannschafft und deplatziert mich- samt dem gepaeck und der ganzen stuhlreihe. direkt vor den eingang! die schiebetueren stehen permanent offen.. ich nehme einen zweiten anlauf, schliesse die augen und werde kurz darauf von tauber kaelte in den fuessen und haenden geweckt. auf einer anzeigetafel blinken zwei rote ziffern: 11. 11 grad aussentemperatur. drinnen ist's mittlerweile mindestens so kalt. klimaanlage und durchzug sei dank! die knie schlottern, das gebiss klappert. einziger ausweg: der haendetrockner auf der toilette. meine rettung! die heisse luft blaest mir eine stunde lang auf die blauen fingerspitzen.

und dann ist's endlich so weit: ich steh vor dem check-in schalter. und diese arroganz in menschengestalt weist mich diskussionlos aus seinem blickfeld weil ich ein gepaeckstueck zu viel mit mir trage. ich ziehe mich trotzig und wuetend zurueck und versuche aus zwei eins zu machen. diese fragilen souveniers haben mich ein vermoegen gekostet und ich will das risiko nicht eingehen sie zu beschaedigen.
nach abermaligen gescheiterten versuchen kehre ich, um gnade, einsicht und mitleid bittend, in die gleichen arme, die mich gerade eben verachtend ignoriert hatten, zurueck.
aber nichts hilft, ich bin seiner willkuer ausgeliefert. er koenne da nichts machen, dass sei die "política de la compañía".

mir reicht's endgueltig! ich trete ihm naeher und lasse ihn mit gluehenden augen und zittriger stimme wissen, dass seine política de la compañía nichts als eine verdammte política de la mierda ist. er tritt entsetzt zurueck, reisst sich zusammen, tritt wieder naeher zu mir, nimmt widerwillig all meine gepaeckstuecke entgegen und checkt sie ein.
so viel zu meiner politik. indiskret, aber nicht ineffizient!

wolkenspiele ueber der hauptstadt. adiós quito, adiós ecuador!