Sonntag, 15. Februar 2009

montevideo oder die gefaehrlichste stadt der welt

alles hat ein ende, nur die...! jaja, eben! fertig ist's mit drei-wochen-privatzimmer-luxus. ab sofort hiess es ein zimmer mit fremden teilen und diese auch noch ertragen. aber dazu spaeter.
auf mich warteten in uruguay die hauptstadt montevideo und das jet-set- staedtchen punta del este.

meine schiffreise begann schon vielversprechend als ich an board einen oesterreicher uruguayischer herkunft kennenlernte... was fuer ein mix! warum wurde ich da schon nicht stutzig?! der typ stellte sich schon nach ein paar stunden als ein voellig paranoider halbschuh heraus.
er war mit seinen argentinischen onkeln unterwegs, die sich um ihn wie um ein kleinkind sorgten und ihm nicht erlaubten, sich alleine irgendwo aufzuhalten, geschweige denn alleine einen oeffentlichen bus zu benutzen ("porque habla tanto español?" fragten sie ihn immer und immer wieder ueber mich aus, weil sie noch nie eine frau alleine haben reisen sehen und es auch nie geglaubt haetten, wenn sie mich nicht mit eigenen augen gesehen haetten).
jedenfalls hatte sich dieser typ noch nie getraut in montevideo alleine herumzuspazieren und kannte die stadt kaum, obwohl er seit zehn jahren regelmaessig seine verwandten dort besucht. er liess sich immer nur vom gleichen taxifahrer chauffieren, weil ihn jeder andere ausrauben oder entfuehren wuerde. unglaublich! ich war letztenendes seine stadtfuehrerin. tja! er hat mich staendig zurechtgewiesen, wie ich meine tasche zu tragen habe, wie ich mein portemonnaie nicht in aller oeffentlichkeit herausnehmen soll, wie ich immer einen blick nach hinten werfen soll, um sicher zu gehen, dass mich keiner verfolgt, wie ich meine kamera gut verstecken soll, etc... das beste war dann, als ich mir ein ticket kaufen musste, am schalter stand und am bezahlen war und er mich - wieder zurechtweisend- mit seinem gerede so ablenkte, dass ich tatsaechlich mein portemonnaie liegen liess. es aber zu seinem erstaunen wieder dort fand.
haette ich noch einen tag mit ihm verbracht, waere ich vielleicht schon zu hause- mich haette wahrscheinlich auch so ein verfolgungswahn gepackt...

ich stand also da am busbahnhof von montevideo, fragte einen sicherheitsmann welchen bus ich zu meinem hostel nehmen soll und der fing an die halbe stadt und den busbahnhof zu zeichnen. dann auf deutsch von eins bis zehn zu zaehlen. ich stand da, zehn minuten, zu fast jeder unhoeflichkeit ihm gegenueber bereit. meine wirbelsaeule spuerte ich in den knien. mein gepaeck wog zu dieser zeit 27 kilo!!! merkte er das denn nicht? am schluss sehnte ich mich einfach nur nach einem taxi, die in scharen ploetzlich vorbeifuhren. aber er stand da und schaute mir nach, ob ich auch wirklich in die richtige richtung zum bus laufen wuerde. was blieb mir also anderes uebrig, als in den bus einzusteigen?! ticket bezahlt, mindestens zehn leuten mit dem rucksack eine geflattert, mich mindestens 20 mal dafuer entschuldigt. ich stand endlich am ende des ganges.
und da waren sie auch schon. schienen seit eh und je auf mich gewartet zu haben und empfangen mich mit einem strahlendem grinsen. sechs missionare zwischen 17 und 70. ich weiss nicht wofuer die "missionierten". aber sie sahen alle irgendwie gleich aus, wie geklont. und ich mittendrin. wie komm ich da wieder raus? und zufaelligerweise stiegen sie bei der gleichen haltestelle aus wie ich. und vergewissern sich zwei mal ob ich wirklich nicht mit ihnen mitkommen will... sie hatten auch keine gelegenheit noch mehr zu insistieren, weil mich von der seite schon die naechste irre am arm packte und mich zum hostel "fuehrte", mir dabei von ihren 15 kindern und maennern erzaehlte und ueberhaupt von ihrem ganzen schwierigen leben. beim hostel angekommen, streckte sie mir die hand aus und verlangte almosen fuer den taxi-dienst...
und dass im hostel keine reservation von mir war und dass das hostel im vergleich zu den homepage- fotos ein wahrer saustall war, muss ich nicht weiter erlaeutern. mein aufenthalt in montevideo fing nicht langweilig an. leider im gegensatz zu dem was ich ueber die stadt selbst sagen kann.


blick auf die plaza de indepen- dencia.









was mir als erstes auffiel, war, dass die uruguayer immer und ueberall ihren mate-thermosbehaelter unter dem arm tragen und an diesem tee nippen waehrend sie schlange stehen am bankschalter, oder beim zeitungenlesen, oder waehrend sie ihren einkauf im supermarkt erledigen. was dem schweizer sein kaese, ist dem uruguayer sein mate! (ganz wichtig: die uruguayer glauben den mate und den tango "erfunden" zu haben, deren beider existenz sich heute die argentinier- scheinbar zu unrecht- ruehmen).
die leute selbst schienen mir viel zurueckhaltender und verschlossener als die porteños (in buenos aires). nach buenos aires war es aber erholsam, in einer viel kleineren stadt zu sein, die sogar ein kleines schoenes altstadtviertel hatte. die ganze stadtkonstruktion und einige bauten erinnerten teilweise an buenos aires, aber alles war eben viel ueberschaubarer und weniger aufregend. einen grossen pluspunkt hatte es aber doch: auf den strassen gab's seltsamerweise keine hundescheisse. doch leider auch keine raumduftspray-fanatiker wie in buenos aires. und damit waere ich wieder am anfang meiner erzaehlung: die mehrbettzimmer in den hostels. sind in einem zimmer nur girls ist alles dufte. kaum ist dort ein typ, muss man sich vor allen moeglichen schweissgeruechen in acht nehmen. und fuer solche notfaelle gibt's in uruguay leider keine duftspray-vorsorgemassnahmen. ein grosser nachteil im vergleich zu den argentiniern!

schoene und ruhige schwin- gungen in der altstadt von montevideo.







nach zwei naechten in diesem pfui!- hostel ging's weiter nach punta del este. in jedem reisefuehrer als "saint-tropez von suedamerika" hochgepriesen. wie vermessen! mehr uebertreiben- oder luegen- kann man wohl nicht. dieser beton-charme! (bei nacht aber wirklich schoene skyline. muss ich zugeben). die straende sind lang, breit, sauber und voller argentinier-glaubt man den einheimischen. eher ein suedamerikanisches ballermann als ein suedfranzoesisches fischerdoerfchen also!


wenigstens die kinder finden's lustig...









das wahrzeichen sind fuenf beton- (eben! ueberall beton!) finger, die aus dem sand herausragen. sie symbolisieren eigentlich eine versinkende menschenhand und die steht als mahnmal fuer all die ertrunkenen menschen vor jener kueste. sehr makaber, nicht?!
und ausserdem: die coolen typen stellen das autoradio auf laut, wenn modern talking laeuft. ich konnte kaum glauben, was ich da hoerte. schaeme mich fast, diese zwei worte in meinem blog zu veroeffentlichen!

mein tipp: wer saint-tropez sucht, findet es nur in saint-tropez. wer die fuenf beton-finger sehen will, geht nach punta del este.

fuer mich war's jedenfalls interessant zu sehen, wie man so wenig so schoenreden kann. ich hab aber nichts gegen punta del este. nur gegen diese reisefuehrer-autoren.

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